Eine Übersicht über die wichtigsten Zugstypen und Zugsaustattung.
Zugstypen
Grundsätzlich gibt es Hochgeschwindigkeitszüge und Züge mit normaler Geschwindigkeit. Der Preisunterschied kann beträchtlich sein, der Komfortunterschied auch.
Hochgeschwindigkeitszüge
Die omnipräsente Hochgeschwindigkeitsgarnitur heißt KTX. Es ist die Kurzform für „Korea Train Express“. Dabei handelt es sich um Zwillinge des französischen TGV und entsprechend ist die Beinfreiheit auch auf europäischem Niveau. Die Höchstgeschwindigkeit liegt offiziell bei 305 km/h.
Seit ein paar Jahren werden diese etwas älteren Modelle durch „KTX-Sancheon“ Züge ergänzt, die eine Entwicklung des Hyundai-Konzerns sind. Wie man von einem koreanischen Fabrikat erwarten kann, ist die Beinfreiheit geringer. Und zwar so sehr, dass ich die Fahrt schon als unkomortabel beschreiben würde.
Die KTX-Züge haben als einzige Zugstypen Erste-Klasse-Waggons. Dort gibt es drei Sitze statt vier pro Reihe und entsprechend mehr Platz.

Abzuwarten bleibt, wie die nächste Generation von Hochgeschwindigkeitszügen bestuhlt sein wird – sie werden den sperrigen Namen „High Speed Electric Multiple Unit“ (= elektrischer Hochgeschwindigkeitstriebwagen, wie originell) tragen. HEMUs (ja, wirklich!) werden vielleicht schon 2020 im Linienbetrieb getestet.
Normale Züge
Spürbar langsamer, deutlich billiger und klassisch-geräuschvoller Fahrtgenuss (duk-duk duk-duk quietsch). Die normale Schnellzugkategorie heißt ITX-Saemaeul (sprich: „Sämall“) und erreicht immer noch 180 km/h. Meiner Meinung nach ist dies der Zug mit dem höchsten Sitzkomfort.
Ebenfalls als Fernzug wird der Mugunghwa eingesetzt. Dabei handelt es sich um einen normalen, ausreichend komfortablen Zug mit schon etwas klapprigem Wagenmaterial. Im Mugunghwa sind die Tickets nochmals billiger, als im ITX.


Preis- und Zeitvergleich
Auf der Hauptstrecke Seoul-Busan kommt man auf folgende Daten:
- KTX: drei Stunden Reisezeit, 53.900 Won/Person in der zweiten Klasse bzw. 83.700 Won/Person in der ersten Klasse (41€/65€)
- ITX: viereinhalb Stunden Reisezeit, 42.600 Won/Person (33€, nur zweite Klasse)
- Mugunghwa: fünfeinhalb Stunden Reisezeit, 28.600 Won/Person (22€, nur zweite Klasse)
Alle Preise inklusive verpflichtender Sitzplatzreservierung.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man fünf, sechs Stunden im Mugunghwa auch als großer Mensch sehr gut aushalten kann. Ob der halbe Preis die doppelte Fahrtzeit rechtfertigt, muss jeder für sich entscheiden.
Der komfortabelste Zug ist, wie vorhin bereits erwähnt, der ITX.
Zugsausstattung
Ohne drahtloses Internet gehen Koreaner nicht mal aufs Klo. Dementsprechend gibt es natürlich auch im Schnellzug WiFi (nicht im Mugunghwa). Bezahlen muss man nichts, nur auf eine Schaltfläche klicken und vielleicht mal ein Datensicherheits-Dings bestätigen. Die Verbindung schaltet sich nach einer Stunde selbst ab (vielleicht war’s auch mein Gerät), ein neuerlicher Log-in ist aber kein Problem. Grundsätzlich ist das Mobile Internet in Korea oft schneller als so manches öffentliches WiFi. Mit Daten-SIM ist man also immer auf der Gewinnerstraße.
Speisewägen gibt es keine. Im KTX ist das aufgrund der kurzen Reisezeiten (maximal drei Stunden) gar nicht notwendig. In den Waggons der ersten Klasse findet sich immerhin ein Getränkeautomat und außerdem Zeitungen zur freien Entnahme (nur koreanisch). Snack-Bars sind in KTX und ITX Zügen manchmal vorhanden, mehr als Kaffee, Chips, Schokoriegel und andere herrliche Stoffwechselgifte wird man dort eher nicht finden. Im Mugunghwa gibt es die gleichen Snackautomaten, wie in U-Bahn-Stationen, aber auch lustige Aufenthaltsbereiche mit Stehtheke und jeder Menge Steckdosen.
Selbstversorgung ist also das Credo, und in Anbetracht der unzähligen Restaurants, Fast-Food- und Take-Away-Buden an allen Bahnhöfen auch überhaupt kein Problem. Traditionelles Reiseessen sind übrigens Dosiraks (die koreanische Version von Bento-Boxen) und gekochte Eier. Und ja, auch die kann man in allen Shops am Bahnhof kaufen.
Trassen
Die KTX Züge erschließen mittlerweile sehr viele Landesteile. Die „Gyeongbu Line“ mit mehreren Dutzend Verbindungen pro Tag führt von Nordwest nach Südost und verbindet die fünf größten Städte Südkoreas miteinander: Seoul, Daejeon, Daegu, Busan und eigentlich auch Seouls westliche Nachbarstadt Incheon, die interessanter Weise nicht an das Schnellzugnetz angeschlossen ist. Nahe Daegu gibt es zwei Abzweigungen: einmal nach Osten zur Hafenstadt Pohang und einmal nach Masan im Süden. Auch von dort gibt es täglich mehrere Verbindungen nach Seoul.
Erst in den letzten Jahren wurden zwei weitere Hochgeschwindigkeitstrassen fertiggestellt. Zunächst die „Honam Line“ im Westen zwischen Seoul und Gwangju, später die West-Ost „Gyeongang Line“ zwischen Seoul und Gangneung. Die Honam Line hat in Iksan eine wichtige Abzweigung Richtung Südküste (Jeonju – Suncheon – Yeosu) und auch Anschlüsse über Gwangju hinaus bis Mokpo. Alle Züge aus Gangneung fahren Seoul Station an, jene der Honam Line enden allerdings großteils in Yongsan Station.
Bahnhofsgeschichten
Teil 1: Das Seoul-Dilemma
Das Seoul-Dilemma beschreibt ein Problem bei der Suche nach Verbindungen aus der Hauptstadt: Fährt mein Zug von/nach Seoul Station oder Yongsan Station oder Suseo Station? Die schnelle Antwort: Gyeonbu Line und Gyeongang Line (also alle Korail-Züge von/nach Busan, Pohang, Masan, Daegu, Gangneung usw.) starten/enden in Seoul Station und halten nicht in Yongsan. Die meisten Züge der Honam Line (Yeosu, Gwangju, Mokpo usw.) starten/enden in Yongsan Station – fallweise fahren sie noch eine Station weiter zu Seoul Station. Die beiden Hauptbahnhöfe liegen recht nah beieinander und sind durch die U-Bahn-Linie 1 gut verbunden (nur zwei Haltestellen entfernt). Bei der Verbindungssuche auf der Korail-Webseite muss man den richtigen Bahnhof eingeben.

Um die Konfusion noch etwas zu erhören, hat Korail den kleinen nördlichen Bahnhof Haengsin zum Ausweich-Terminus befördert. Vermutlich aufgrund hoher Auslastung der beiden großen Bahnhöfe fahren vereinzelt Züge der Honam Line UND der Gyeongbu Line nach dem Halt in Seoul Station weiter nach Haengsin.
Zuletzt gibt es noch die Privatbahn SRT (Suseo Rapid Train) zwischen Seoul und Busan. Diese schuf sich einen ganz eigenen Terminal im Südosten der Stadt: Suseo Station.
Relevante Vorstadtbahnhöfe sind Gwangmyeong im Süden (Hauptstrecke) und Cheongnyangni im Nordosten (Richtung Gangneung).
Teil 2: Städte mit zwei Bahnhöfen
Wer in Busan hauptsächlich den Ballermann im Ortsteil Haeundae ansteuern möchte, auf den wartet nach der Ankunft in Busan Station noch eine Stunde U-Bahn-Geruckel. Ein kleiner Trick ist die Anreise mit Mugunghwa oder ITX-Saemaeul, da diese in Busan auch in Sinhaeundae und Bujeon halten. Ersteres ist bereits im richtigen Stadtteil und zum Strand braucht es dann nur drei U-Bahn-Stationen (Donghae Line bis BEXCO und dann Linie 2 bis Haeundae).
In Gwangju und Gyeongju gibt es einen traditionellen Hauptbahnhof, der mittlerweile nur noch für regionale Verbindungen zuständig ist. KTX-Anschluss gibt es über die Vororte-Stationen Gwangju-Songjeong bzw. Singyeongju. Ähnliches gilt für Daegu, wo der gigantische Ostbahnhof-Komplex Dongdaegu Station aber immerhin im Zentrum liegt (und praktischer Weise auch den Busterminal beherbergt!).
Daejeon ist neben Seoul die einzige Stadt mit zwei gleichwertigen Hauptbahnhöfen. Hier teilt sich die Hauptstrecke nämlich in Honam Line und Gyeongbu Line und diese bedienen unterschiedliche Bahnhöfe. Die Züge der Honam Line halten in Seodaejeon Station (Westbahnhof), jene der Gyeongbu Line in Daejeon Station (Hauptbahnhof).

Links
Wikipedia-Artikel „Eisenbahn in Südkorea“ mit KTX-Plan.
KORAIL Verbindungssuche und (umständliche aber funktionale) Ticketbuchung auf Englisch: Let’s Korail
SRT – Suseo Rapid Train: Verbindungen und Tickets auf Englisch
Informationen über spezielle Touristenzüge bei VisitKorea
Mein Bahn-Urlaub: „Einmal rund Südkorea“ mit einigen Infos zu Regionalstrecken.