Hallo aus Seoul. Heute mit einigen Erinnerungen an ein langwieriges, aber nun erfolgreich beendetes Projekt: in Seoul einen neuen Laptop kaufen.
In der Heimat
In DÖCHL (Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein) geht man für einen neuen Computer meistens in einen der einschlägigen Elektronikmärkte und dort entspinnt sich eine der folgenden drei Geschichten:
- Man wird vom Überangebot erschlagen und muss unerledigter Dinge – nach Stunden des Lesens von technischen Details – aufgrund akuter Hunger- und Durstgefühle den Elektronikmarkt verlassen.
- Man weiß ganz genau, was man will und sucht verzweifelt ebendieses Produkt oder einen kompetenten Verkäufer. Mal mehr, mal weniger erfolgreich.
- Man weiß überhaupt nicht, was man will, aber kommt an einen kompetenten Verkäufer, der ein oder zwei Geräte empfiehlt. Meistens hält man sich an diese Empfehlung.
Diese Liste ist nach Wahrscheinlichkeit sortiert.
Und in Korea?
Der erste Unterschied ist offensichtlich: es gibt keine Elektronikmärkte. Vielleicht gibt es sie, aber ich habe sie noch nicht gefunden. Der einzige große Elektronikmarkt, von dem ich bisher hier gehört habe ist … DAS INTERNET.
Stattdessen findet man einerseits Firmenshops der einschlägigen heimischen Unternehmen (LG, Samsung), die vom Staubsauger bis zum Ultrabook alles anbieten, wo ein Stecker dranhängt. Natürlich nur die eigenen Produkte. Andererseits gibt es die „Yongsan Electronics Mall“. Dabei handelt es sich um ein unfassbar wirres, aber lohnendes Ungetüm aus vier bis fünf Einkaufszentren plus Straßenmärkten, die sich alle auf Elektrogeräte spezialisiert haben. Es gibt Luftbefeuchter, Plattenspieler, High-End Lautsprecher, Unmengen an Kabeln, Steckern und Adapter und alles andere was man in fünf Leben an Equipment brauchten könnte – und natürlich Computer und Computerzubehör in allen Formen und Farben.
Vielleicht schreibe ich einmal einen eigenen Artikel zur Yongsan Electronics Mall, aber heute geht es eher um … MICH MICH MICH :-).
Gibt’s den auch anders?
Mein anfänglicher Favorit war ein Dell XPS. Als wir uns dann in der Yongsan Electronics Mall persönlich kennenlernen durften, war ich etwas enttäuscht – insbesondere von der 15,6“ Variante, deren Tastatur sich weder gut anfühlt, noch gut aussieht. Ich hätte glatt die 13,3“ Variante gekauft (Preis etwa 2 Mio. Won, das sind 1.600 Euro), allein, es gab ein Problem: kein Verkäufer weit und breit. Auch nach einem Spaziergang und einem Café-Besuch war da niemand. Also bin ich weitergezogen: zum LG-Shop, zur Lenovo-Show, zu den unterschiedlichen Gebraucht-Laptop-Kojen. Irgendwann stand ich dann vor dem Asus-Shop und beim Anblick der Zenbooks habe ich mich daran erinnert, dass diese immer wieder auf Laptop-Bestenlisten auftauchen.
Der Blick auf die technischen Details war dann wiederum enttäuschend. Mehr als 256 GB Speicherplatz gab’s nicht. Ich hab dann einen Notizzettel aus meinem Rucksack gekramt, ein paar Daten aufgeschrieben und dem Verkäufer/Besitzer halb schriftlich, halb mündlich auf Keutlisch (= koreanischdeutschenglische Gebärdensprache) meine Wünsche mitgeteilt. Irgendwann haben wir uns verstanden und seine Augen begannen zu leuchten: „Upgrade?“ – „Yes.“
Der Laptop wurde vor meinen Augen aufgeschraubt, geupgradet (upgegradet?), aufgesetzt und eingerichtet. Ich konnte ihn noch im Geschäft personalisieren und erste Windows-Updates durchführen lassen. Die Gesamtdauer lag etwa bei 45 Minuten. Kurzum: In diesem Geschäft hat man alles gemacht, was ich einst vom Apple Store wollte, mir dort aber nicht gewährt wurde. Falls diese Geschichte jemanden interessiert, sie findet sich bereits auf diesem Blog unter dem Titel „Gangnam Style„.
Das Zen ist in mir und mit mir und um mich herum
Nun bin ich Besitzer eines Asus Zenbook UX410. Ein ebenso hochelegantes, wie durchschnittliches Gerät. Es wird schnell heiß und der HDMI-Stecker ist nur in der Mini-Version vorhanden. Dafür hat es drei USB-Stecker und einen superschnellen i7 Prozessor. Meinem uralten Toshiba Satellite ist es freilich meilenweit überlegen.
Die Namen der Laptops sind ein Thema für sich. Vielleicht bin ich diesbezüglich etwas anfälliger als andere, aber ich bekomme bei Namen wie ThinkPad oder Zenbook einen besseren Eindruck, als bei „Notebook 9“, „XPS“, „YogaPad“ oder „MacBook“. Den allerbesten Computer- und Firmennamen hat wohl „Razer Blade“, aber diese High-End Marke ist jenseits meiner Möglichkeiten.
Das führt uns zum Preis: Statt den ursprünglich befürchteten zwei Millionen, bin ich nur 1,3 Millionen Won losgeworden (ca. 1.000 Euro). Maus, Mauspad, Tastaturschoner, zwei Adapterstecker (Netzwerk und VGA), sowie eine Schutzhaut waren im Preis inkludiert. Meiner Meinung nach ein solider bis guter Deal.
Jetzt hoffe ich nur, dass das Ding zwei, drei Jahre durchhält und die auffallende Hitzeentwicklung nicht zum Problem wird. Schau ma mal.
Beste Grüße aus Seoul.